installation view
from the gallery
towards northwest
installation view
from the gallery
towards northeast
installation view
gallery and railing
steel pipe, connecting elements
Betrachtet man jeweils eure bisherigen Arbeiten, so findet sich auf den ersten Blick bei keinem von euch eine Arbeitsweise, die man als Eingriff in eine bestehende Architektur bezeichnen könnte. Vielmehr kann man als verbindendes Element zwischen euch eine abstrakte Bildsprache und etwas sehr Lakonisches finden, wenn man so will.
Eigentlich räumen wir nur um. In Relation beispielsweise zu Gordon Marta-Clark ist unser Eingriff in die Architektur erst einmal nur Mittel zum Zweck. Es ist ein Interieur, das wir erzeugen, die Architektur wird nur wenig berührt. In diesem Sinne machen wir in der Simultanhalle das weiter, was jeder von uns bisher in seiner eigenen Arbeit benutzt hat. Ein Bild kann den Raum nämlich ebenso verändern, wie ein Loch in der Wand. Es gibt ganz konventionelle Kriterien von Kunst, wie zum Beispiel die Größe einer Arbeit. Eine Strategie, die in der Malerei der New Yorker Schule ausgiebig benutzt wurde. Man malte wandgroße Bilder, nicht, um sie mit der Architektur zu verschmelzen, sondern im Gegenteil, die Architektur verschwinden zu lassen. Da wird ein Gemälde zur Abrissbirne.
Eine Ausstellung auszurichten, bedeutet ja erstmal einen gegebenen Raum einzurichten. Eine Architektur zum Ausstellungsraum werden zu lassen, das ist daher auch eine Frage des Interieurs. Weiße Wände, neutraler Boden, gleichmässiges Licht sind die Möbel, mit denen ihr die Simultanhalle für uns eingerichtet habt. Wir verschieben die Fassade, um die Einrichtung zu komplettieren.
In welcher Verbindung seht ihr die gemeinsame Arbeit für die Simultanhalle mit euren vorangegangenen Werken?
Genau wie unsere jeweiligen Werke sehr unterschiedlich sind, so orginär ist jedes der drei gezeigten Bilder, sowohl in seiner Stimmung, Farbigkeit, seinem Motiv etc.. Die Autorenschaft ist natürlich ungeklärt, was die Zuordnung der einzelnen Bilder zu unseren Werken betrifft, aber rein nummerisch geht die Rechnung auf: Drei Bilder von drei Künstlern. Die Genealogie nach der ihr fragt, wird sich von alleine ergeben, wenn die Arbeit in der Simultanhalle mit unseren jeweils eigenen Arbeiten gelesen wird. Sie wird sich von alleine zu unseren vorangegangenen Werken gesellen. Es ist noch keine Verbindung erwachsen, sondern wird ab jetzt erzeugt. Uns interessieren nicht so sehr die Gemeinsamkeiten, sondern die Unterschiede. Dass die Bilder in der Simultanhalle so viel Ähnlichkeiten haben, macht ihre Differenzen dringlicher, ohne dass sie eine eindeutige Autorenschaft benötigen.
In wie weit spielt dabei die Geschichte der Simultanhalle eine Rolle?
Zunächst ist es uns natürlich eine Ehre an dem Ort zu arbeiten, der schon die legendäre Sammlung des Klaus Peter Schnüttger-Webs Museums beheimatete. Am Ende wollten wir die Geschlossenheit des Werkes Klaus Peter Schnüttger-Webs nichts hinzufügen, weshalb wir uns entschlossen, drei bisher unbekannte Bilder, die in der Nordfassade verbaut waren, wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Warum sie so lange unentdeckt blieben? Schnüttger-Webs hielt es wohl wie Baudelaire mit seinem Brief, den er offen auf einem Tisch versteckte.
Beschreibt doch, wie ihr die Bilder gefunden habt.
Als erstes haben wir die komplette Nordwand demontiert, die aus mehr oder weniger stark verwitterten Bitumen-Wellplatten besteht. Welche Segmente der Wand letztendlich als Bilder für uns in Frage kamen, war relativ schnell klar. Wir suchten 3 große, hochformatige Bilder, die sich in ihrer Erscheinung voneinander unterscheiden und die den Innenraum großzügig bespielen konnten.
Betritt man den Innenraum der Simultanhalle, fällt als erstes als Teil der Installation ein Geländer auf, das ihr für die Ausstellung auf der vorhandenen Bühne installiert habt.
Zum einen funktioniert das Geländer erst einmal als eigenständiger visueller Teil, der aber auch zusammen mit den Bildern die Installation als eine Einheit erfahrbar macht. Zum anderen ermöglicht sie dem Betrachter vom erhöhten Standpunkt der Bühne aus, die Bilder in ihrer Zusammenschau zu erfassen. Die gezeigten Bilder sind im eigentlichen Sinne vorgefundene Fassadenelemente, die durch unsere Anordnung und ihre unterschiedlichen und vielfältigen bildhaften Details wie Pflanzenspuren, Farbverläufe und Verwitterungsspuren ihren rein industriellen Charakter verlieren und ein Erleben als autonome Bilder möglich macht.
Sehr Bildhaft wirkt ja auch die rasterartige Trägerkonstruktion der freigelegten Außenwand, die einem Besucher der Simultanhalle ja schon von weitem durch seine Struktur und Farbe auffällt. Bei der Demontage der Außenwand haben wir die darunter liegende Holzkonstruktion sichtbar gemacht, die vor allem erst einmal unsere Vorgehensweise nachvollziehen lässt. Um das freigelegte Raster auch als eigenständiges Bild erlebbar zu machen, haben wir die Fläche farbig eingefasst. Wir haben nach einer Farbigkeit gesucht, die sich gut mit der Materialität des Grundes verbindet, sich aber auch von der Umgebung abhebt. Außen hatten wir also eine völlig andere Situation wie im Innenraum der Simultanhalle. So sind zwei unterschiedliche Seiten einer Installation entstanden, die außen und innen unterschiedliche Bedingungen haben aber gleichwertig zueinander in Beziehung stehen.
Aus einem Gespräch zwischen Julio Herrera, Jan Kämmerling, Hannes Norberg und dem Kuratorium der Simultanhalle.
facade view from northeast
with exposed structur
yellow painted
facade view from northeast
before and after the exhibition
Thaumel ins All (Chorweiler Panorama)
Julio Ernesto Herrera Flores / Jan Kämmerling / Hannes Norberg
Simultanhalle – Raum für zeitgenössische Kunst, Köln
April/Mai 2012
← another architectural project: New Glasses at St. Paul's
↑
Thaumel ins All (Chorweiler Panorama) / 2012
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from the gallery
towards northwest
installation view
from the gallery
towards northeast
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steel pipe, connecting elements
Betrachtet man jeweils eure bisherigen Arbeiten, so findet sich auf den ersten Blick bei keinem von euch eine Arbeitsweise, die man als Eingriff in eine bestehende Architektur bezeichnen könnte. Vielmehr kann man als verbindendes Element zwischen euch eine abstrakte Bildsprache und etwas sehr Lakonisches finden, wenn man so will.
Eigentlich räumen wir nur um. In Relation beispielsweise zu Gordon Marta-Clark ist unser Eingriff in die Architektur erst einmal nur Mittel zum Zweck. Es ist ein Interieur, das wir erzeugen, die Architektur wird nur wenig berührt. In diesem Sinne machen wir in der Simultanhalle das weiter, was jeder von uns bisher in seiner eigenen Arbeit benutzt hat. Ein Bild kann den Raum nämlich ebenso verändern, wie ein Loch in der Wand. Es gibt ganz konventionelle Kriterien von Kunst, wie zum Beispiel die Größe einer Arbeit. Eine Strategie, die in der Malerei der New Yorker Schule ausgiebig benutzt wurde. Man malte wandgroße Bilder, nicht, um sie mit der Architektur zu verschmelzen, sondern im Gegenteil, die Architektur verschwinden zu lassen. Da wird ein Gemälde zur Abrissbirne.
Eine Ausstellung auszurichten, bedeutet ja erstmal einen gegebenen Raum einzurichten. Eine Architektur zum Ausstellungsraum werden zu lassen, das ist daher auch eine Frage des Interieurs. Weiße Wände, neutraler Boden, gleichmässiges Licht sind die Möbel, mit denen ihr die Simultanhalle für uns eingerichtet habt. Wir verschieben die Fassade, um die Einrichtung zu komplettieren.
In welcher Verbindung seht ihr die gemeinsame Arbeit für die Simultanhalle mit euren vorangegangenen Werken?
Genau wie unsere jeweiligen Werke sehr unterschiedlich sind, so orginär ist jedes der drei gezeigten Bilder, sowohl in seiner Stimmung, Farbigkeit, seinem Motiv etc.. Die Autorenschaft ist natürlich ungeklärt, was die Zuordnung der einzelnen Bilder zu unseren Werken betrifft, aber rein nummerisch geht die Rechnung auf: Drei Bilder von drei Künstlern. Die Genealogie nach der ihr fragt, wird sich von alleine ergeben, wenn die Arbeit in der Simultanhalle mit unseren jeweils eigenen Arbeiten gelesen wird. Sie wird sich von alleine zu unseren vorangegangenen Werken gesellen. Es ist noch keine Verbindung erwachsen, sondern wird ab jetzt erzeugt. Uns interessieren nicht so sehr die Gemeinsamkeiten, sondern die Unterschiede. Dass die Bilder in der Simultanhalle so viel Ähnlichkeiten haben, macht ihre Differenzen dringlicher, ohne dass sie eine eindeutige Autorenschaft benötigen.
In wie weit spielt dabei die Geschichte der Simultanhalle eine Rolle?
Zunächst ist es uns natürlich eine Ehre an dem Ort zu arbeiten, der schon die legendäre Sammlung des Klaus Peter Schnüttger-Webs Museums beheimatete. Am Ende wollten wir die Geschlossenheit des Werkes Klaus Peter Schnüttger-Webs nichts hinzufügen, weshalb wir uns entschlossen, drei bisher unbekannte Bilder, die in der Nordfassade verbaut waren, wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Warum sie so lange unentdeckt blieben? Schnüttger-Webs hielt es wohl wie Baudelaire mit seinem Brief, den er offen auf einem Tisch versteckte.
Beschreibt doch, wie ihr die Bilder gefunden habt.
Als erstes haben wir die komplette Nordwand demontiert, die aus mehr oder weniger stark verwitterten Bitumen-Wellplatten besteht. Welche Segmente der Wand letztendlich als Bilder für uns in Frage kamen, war relativ schnell klar. Wir suchten 3 große, hochformatige Bilder, die sich in ihrer Erscheinung voneinander unterscheiden und die den Innenraum großzügig bespielen konnten.
Betritt man den Innenraum der Simultanhalle, fällt als erstes als Teil der Installation ein Geländer auf, das ihr für die Ausstellung auf der vorhandenen Bühne installiert habt.
Zum einen funktioniert das Geländer erst einmal als eigenständiger visueller Teil, der aber auch zusammen mit den Bildern die Installation als eine Einheit erfahrbar macht. Zum anderen ermöglicht sie dem Betrachter vom erhöhten Standpunkt der Bühne aus, die Bilder in ihrer Zusammenschau zu erfassen. Die gezeigten Bilder sind im eigentlichen Sinne vorgefundene Fassadenelemente, die durch unsere Anordnung und ihre unterschiedlichen und vielfältigen bildhaften Details wie Pflanzenspuren, Farbverläufe und Verwitterungsspuren ihren rein industriellen Charakter verlieren und ein Erleben als autonome Bilder möglich macht.
Sehr Bildhaft wirkt ja auch die rasterartige Trägerkonstruktion der freigelegten Außenwand, die einem Besucher der Simultanhalle ja schon von weitem durch seine Struktur und Farbe auffällt. Bei der Demontage der Außenwand haben wir die darunter liegende Holzkonstruktion sichtbar gemacht, die vor allem erst einmal unsere Vorgehensweise nachvollziehen lässt. Um das freigelegte Raster auch als eigenständiges Bild erlebbar zu machen, haben wir die Fläche farbig eingefasst. Wir haben nach einer Farbigkeit gesucht, die sich gut mit der Materialität des Grundes verbindet, sich aber auch von der Umgebung abhebt. Außen hatten wir also eine völlig andere Situation wie im Innenraum der Simultanhalle. So sind zwei unterschiedliche Seiten einer Installation entstanden, die außen und innen unterschiedliche Bedingungen haben aber gleichwertig zueinander in Beziehung stehen.
Aus einem Gespräch zwischen Julio Herrera, Jan Kämmerling, Hannes Norberg und dem Kuratorium der Simultanhalle.
facade view from northeast
with exposed structur
yellow painted
facade view from northeast
during the exhibition
facade view from northeast
before and after the exhibition
Thaumel ins All (Chorweiler Panorama)
Julio Ernesto Herrera Flores / Jan Kämmerling / Hannes Norberg
Simultanhalle – Raum für zeitgenössische Kunst, Köln
April/Mai 2012
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